von EVRIM SOMMER
Die Justizvollzugsanstalt (JVA) für Frauen in Berlin-Lichtenberg ist das größte Frauengefängnis in Berlin und befindet sich in der Alfredstraße nahe des U-Bahnhofs Magdalenenstraße. Anfang März dieses Jahres besuchten Dr. Gesine Lötzsch, Sebastian Schlüsselburg und ich dieses Frauengefängnis. Der Anstaltsleiter Matthias Blümel empfing uns überaus freundlich. Er bekommt selten Besuch von Politikern, sagte er, und wenn, dann sind sie meist von der LINKEN.
Die Anstalt besteht aus einer Auf nahmeabteilung, einem geschlossenen Jugendstrafvollzug und einer Abteilung für erwachsene „Straferinnen“ mit einer Drogenproblematik. Insgesamt gibt es 82 Haftplätze und 33 Aufnahmeplätze, die alle belegt sind. Die Betreuungs- und Behandlungsarbeit basiert auf einem differenzierten Wohngruppenkonzept, bei dem die individuelle Entwicklung der Inhaftierten berücksichtigt wird. Jede Wohngruppe wird von einem festen Team aus Vollzugsdienstmitarbeitern und einem Sozialarbeiter bzw. Psychologen betreut.
Matthias Blümel führte uns durch das Gebäude und wir kamen mit inhaftierten Frauen ins Gespräch. Zwar sei das Essen nicht besonders gut, meinte eine junge Inhaftierte, aber sie habe die Möglichkeit ihren Abschluss nachzuholen. Eine andere minderjährige Frau bereitete sich gerade auf eine Prüfung der mittleren Schulreife vor. Sie war bereits ein Jahr in der Haftanstalt. Überraschend war die Normalität im Gebäude. Die Frauen trugen gewöhnliche Kleidung, sie wohnten in möblierten Zimmern mit Telefonanschlüssen und Fernsehern. Der Innenhof war von weiß gestrichenen viergeschossigen Gebäuden umschlossen. An den Wänden wuchsen Rosenstränge. In der Mitte war eine Wiese mit Bänken. Es gab Beete und ein Gewächshaus. Das machte fast einen idyllischen Eindruck. Doch überall waren Gitter oder Stäbe vor den Fenstern. Es ist eben doch ein Gefängnis.